Bei einem plötzlichen Wechsel hin zu einer gedrückten Stimmung, Interessensverlust und Freudlosigkeit, Antriebsschwächen und Ängsten denkt man oft zuerst an eine depressive Episode. Oft liegt jedoch statt dessen eine Anpassungsstörung vor. Was sind die Unterschiede?
Sehen wir uns zunächst die Symptome beider Störungen nach IDC-10 an.
Depression
Die typischen Symptome einer depressiven Episode sind:
- gedrückte Stimmung
- Interessensverlust, Freudlosigkeit
- Verminderung des Antriebs, erhöhte Ermüdbarkeit
Hinzu kommen die anderen häufigen Symptome:
- Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
- Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit
- Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
- Suizidgedanken, erfolgte Selbstverletzung oder Suizidhandlungen
- Schlafstörungen
- Verminderter Appetit
Anpassungsstörung
Die typischen Symptome bei einer Anpassungsstörung sind (ICD-10):
- depressive (gedrückte) Stimmung
- Ängste und Besorgnisse
- das Gefühl, unmöglich vorausplanen zu können
- das Gefühl, nicht in der gegenwärtigen Situation fortfahren zu können
- Einschränkungen bei der täglichen Routine
- Störungen des Sozialverhaltens
Auf den ersten Blick würde man meinen, dass es doch deutliche Unterschiede gibt. Allerdings ist es so, dass bei einer Anpassungsstörung mit depressiver Reaktion sämtliche Symptome der depressiven Episode auftreten können. Umgekehrt kommen u.U. aber bei einer Depression auch oft die Symptome einer Anpassungsstörung vor.
Der entscheidende Unterschied
Nach heutigem Wissensstand sind die Ursachen einer Depression multifaktorell:
- anlagebedingte Anfälligkeiten
- erworbene Anfälligkeiten
- biologische Faktoren
- Infektionen
- Medikamente und Drogen
- und viele mehr…
Die Anpassungsstörung hingegen muss ein oder zwei ursächliche Faktoren aufweisen (ICD-10):
- Ein außergewöhnlich belastendes Lebensereignis, das eine akute Belastungsreaktion hervorruft
- Eine besondere Veränderung im Leben, die zu einer anhaltend unangenehmen Situation geführt hat und schließlich eine Anpassungsstörung verursacht.
Das heißt also, dass eine Anpassungsstörung im Gegensatz zu einer depressiven Episode immer die direkte Folge einer akuten schweren Belastung oder eines kontinuierlichen Traumas ist. Das belastende Ereignis oder die andauernde, unangenehme Situation sind der primäre und ausschlaggebende Kausalfaktor, und die Störung wäre ohne seine Einwirkung nicht entstanden.
Als Behandlung bietet sich in beiden Fällen eine Psychotherapie an. Ich informiere Sie gerne über die Möglichkeiten.