Von Medien, Politik und weiten Teilen der Bevölkerung unbemerkt, breitet sich seit einiger Zeit die dritte Corona-Welle weltweit aus: die Zahl der psychisch belasteten und erkrankten Menschen nimmt dramatisch zu.
Jeden Tag erreichen mich in meiner Praxis Anrufe von Patienten, die unter Ängsten, Phobien und Depressionen leiden, weil sie sich in einer von Covid-19 bedrohten Welt immer weniger zurecht finden. Teils brechen unterschwellig bereits vorhandene psychische Störungen unter der Last der Pandemie als Auslöser aus, teils entstehen sie unter der Bedrohung durch Krankheit, Tod, Verlust des Arbeitsplatzes, finanziellen Zukunftsängsten oder Vereinsamung erst.
Dramatische Folgen für die Betroffenen erwachsen dann durch die Unterversorgung mit kassenzugelassenen Therapeuten. Patienten berichten mir, dass sie monatelang nach einem Therapieplatz suchen – gerade für einen psychisch belasteten Patienten ein Unding. Er sucht nach schneller Hilfe, leidet unter Umständen an Antriebsschwäche und ist depressiv gestimmt und soll dann einen Marathon der Suche durchstehen.
In einem Artikel beleuchtet die FAZ die Folgen: „In der jüngsten Stellungnahme der Nationalakademie der Wissenschaften Leopoldina wurde der Bewältigung der psychischen Folgen der Pandemie genau die Position zugewiesen, die der Psyche seit Jahrzehnten im Gesundheitswesen zukommt: ganz am Ende, nah dran an einer Fußnote.“
Vikram Panel, ein weltweit anerkannter Psychiater an der Harvard Medical School, bezeichnet den Anstieg psychischer Erkrankung, der auf uns zurollt, sogar als „Tsunami“, so die FAZ weiter. Auch Katharina Domschke, Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Freiburg, stimmt in diesen Kanon ein: „Alle Studien bisher sagen uns, dass eine dritte Welle zu erwarten ist, die der psychischen Erkrankungen.“
Bleibt zu hoffen, daß sich die Politik auch dieser dramatischen Lage endlich annimmt und Menschen, denen es psychisch schlecht geht, nicht mehr im Regen stehen lässt.